Tätigkeitsfelder
Dynamik des menschlichen Organismus
In Zusammenarbeit mit dem Sonderforschungsbereich „Optimierung und Kontrolle“ an der Karl-Franzens-Universität Graz wurde ein Schwerpunkt gesetzt, in dem die Dynamik der Regulation des menschlichen Organismus untersucht und in entsprechende Modelle umgesetzt wurde. Vorbereitet wurden praktisch einsetzbare Methoden zur frühzeitigen Diagnose von Erkrankungen bzw. zur Evaluation von Therapieverfahren unter Nutzung systemanalytischer Optimierungs- und Modellierungsverfahren, sowie eine Bewertung von neu entwickelten Parametern, die den Gesundheitszustand dynamisch charakterisieren sollen.
Entwicklung und Anwendung von funktionellen Diagnoseverfahren und Messgeräten
Eine Messung der Koordinationsleistung des autonomen Systems setzt geeignete Messparameter voraus. Als dynamisches System wird der menschliche Organismus nur kurzzeitig stationär reguliert und physiologische Parameter sind ständigen Fluktuationen und Veränderungen unterworfen. Aus diesem Grund sind dynamische Verfahren zur Messung von Synchronisationen und Kopplungen zwischen den Körperrhythmen zu entwickeln. Das Institut folgt hierbei einem Trend, der vor einigen Jahren durch die Einführung von Konzepten der nichtlinearen Thermodynamik in die Biologie und Medizin begonnen hat und setzt diese Konzepte in der praktischen diagnostischen Medizin um. Beispiele für untersuchte Parameter sind die Herzfrequenzvariabilität, die Puls-Atem-Kopplung, sowie die Synchronisation von Herzschlag und Atmung. Synchronisationen und Kopplungen zwischen Körperrhythmen sind in der Regel in Erholungszuständen des Organismus zu beobachten, während Zeiten erhöhter Leistungsbereitstellung in einer Reduktion der Kopplungen Ausdruck finden. Aufgrund von Modellen, die diese Messgrößen quantifizieren, ist eine Bestimmung von Belastungs- und Erholungsfähigkeit des Organismus möglich. Ein breiter Einsatz der Diagnoseverfahren ist nur möglich, wenn die Messung praktisch ohne Zusatzaufwand für die zu messenden Personen vonstatten geht. Daher liegt besonderes Gewicht auf der Integration der Messsysteme in bereits bestehende mobile und ambulant anwendbare Messgeräte. Der Einsatzbereich der am Institut entwickelten Messgeräte und Diagnoseverfahren liegt unter anderem in der Stress- und Erholungsforschung. Stress am Arbeitsplatz stellt eine beachtliche Gesundheitsgefährdung dar und beeinträchtigt die Lebensqualität der Betroffenen. Dies führt unter anderem zu einer verringerten Leistungsfähigkeit, höheren Fehlzeiten bis hin zu einem Berufswechsel der betroffenen Arbeitnehmer. In Helferberufen wie im Gesundheitswesen kann die hohe psychische und physische Belastung am Arbeitsplatz ohne Rücksichtnahme auf persönliche Ressourcen leicht in einem „Burnout“ münden. Die Brisanz dieses Themas wird noch verstärkt, wenn man die demographische Entwicklung berücksichtigt. Danach wird der Anteil betreuungs- und pflegebedürftiger Menschen in den nächsten Jahren stark steigen.
Evaluation und Wirkungsforschung – Präventivmedizin und medizinische Wellness
Gesundheitsbezogene Aussagen im Bereich von Heilmitteln unterliegen strengen Auflagen von Wirkungsnachweisen. Auch im Bereich der Präventivmedizin und der medizinischen Wellness setzen sich solche Auflagen immer mehr durch und verlangen nach wissenschaftlichen Studien über die tatsächliche Wirksamkeit von Heilmitteln, Substanzen oder Anwendungen. Während die Beurteilung der Wirksamkeit bei manifesten Erkrankungen nach den Regeln klinischer Praxis und der evidenzbasierten Medizin erfolgen kann, ist für eine präventivmedizinische Maßnahme der Wirkungsnachweis nur schwierig oder langwierig zu erbringen. Da sich funktionelle Störungen schon lange vor Ausbruch organischer Erkrankungen äußern, bietet sich die Messung der funktionellen Regulation als optimales Werkzeug einer präventivmedizinische Evaluation und auch Wirkungsforschung an. Nicht die manifeste organische Erkrankung und ihre Regeneration, sondern die Auswirkung einer Maßnahme auf die funktionelle Koordination und Integration wird gemessen. Die Anwendungen der am Institut entwickelten funktionellen Diagnoseverfahren in der Evaluation medizinischer und präventiver Maßnahmen ist daher das Thema dieses Forschungsschwerpunktes.
Knet-Wasser
Ein sehr großer Bereich des Forschungsschwerpunktes wird im Rahmen des Kompetenznetzwerk „Wasserressourcen und deren Bewirtschaftung“ im Netzknoten 3 „Wasser und Gesundheit“ umgesetzt, an welchem das Institut federführend beteiligt ist. Die natürlichen Heilvorkommen traditioneller Kurbetriebe sind meistens nicht beliebig vermehrbar. Eine ökonomische Verwendung der Ressourcen setzt eine genaue Kenntnis der Wirkungsweise und der möglichen Indikationen voraus. Solche medizinisch orientierten Betriebe können in der Größenordnung nicht mit Unternehmen des Bädertourismus konkurrenzieren. Die Qualität ihrer Heilmittel ist jedoch in vielen Fällen einzigartig und konkurrenzlos. Teil des vorliegenden Schwerpunktes wird es daher sein, die medizinischen Wirkungen von medizinisch-balneologischen Anwendungen zu quantifizieren und zu spezifizieren. Ziel der Institutsarbeit im Rahmen des Kompetenznetzwerkes ist es, für die Evaluation solcher Anwendungen, sowohl im klinischen Bereich als auch im Gesundheitstourismus, Methoden zu entwickeln, deren Kriterien sich besonders auf die Ergebnisqualität beziehen. Es wird weiters angestrebt, in der Entwicklung von Qualitätskriterien in der Balneologie eine führende Rolle zu übernehmen und somit wegweisend für den positiven Wettbewerb im Kurbereich zu werden. Diese objektive Bewertungsgrundlage für Angebote im Gesundheitstourismus ermöglicht eine bessere Planung der überregionalen Thermalwassernutzung sowie den Aufbau von medizinisch begründeten Wellnesseinrichtungen.